Neuer Pharmazie-Studiengang geplant
(Quelle: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/neuer-pharmazie-studiengang-geplant-150184/ Anne Orth)
Ostwestfalen-Lippe
Viele Apotheken suchen händeringend Nachwuchs. Um Abhilfe zu schaffen, unterstützt die Apothekerschaft in Westfalen-Lippe den Aufbau eines neuen Studiengangs in Bielefeld und Lemgo.
Der Apothekerberuf gilt seit Jahren als Engpass-Beruf. Auch in Westfalen-Lippe fehlen nach Angaben des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) in den Offizinen viele Fachkräfte. Bereits 2019 habe der Verband daher das Institut Arbeit und Technik (IAT) beauftragt, den künftigen Bedarf an Apothekern zu ermitteln. Die Untersuchung habe ergeben, dass der Bedarf weiter steigen werde. Konkret: »Der Studie des IAT zufolge fehlen bis zum Jahr 2040 voraussichtlich etwa 2200 Apotheker in der Region«, informierte eine Sprecherin.
Ursache dafür sei der demografische Wandel, und zwar im doppelten Sinne: Nicht nur die Bevölkerung werde immer älter, sondern auch die Apotheker und Apothekeninhaber. Jeder dritte Inhaber in Westfalen-Lippe sei älter als 60 Jahre und gehe absehbar in den kommenden Jahren in den Ruhestand.
Zugleich reiche die Zahl der Hochschulabsolventen nicht aus, um den Bedarf zu decken, klagt der Verband. Bislang existiert in Westfalen-Lippe lediglich ein Hochschulstandort für angehende Apothekerinnen und Apotheker – und zwar in Münster. Im Bezirk Nordrhein sind es mit Bonn und Düsseldorf bereits zwei.
Anschubfinanzierung
Um gegenzusteuern und die Zahl der Studienplätze deutlich zu erhöhen, gibt es nun Pläne, einen neuen Studienstandort in Ostwestfalen-Lippe ins Leben zu rufen. »Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe stehen bereit, zur Finanzierung von Stiftungsprofessuren beizutragen«, informierte Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des AVWL, in einer Pressemitteilung. Er begrüßte, dass Apothekerinnen und Apotheker in Ostwestfalen-Lippe zusätzlich einen Förderverein gegründet haben, um den Aufbau des neuen Studiengangs zu unterstützen. Dem Förderverein sind auch Bundestags- und Landtagsabgeordnete der CDU beigetreten.
Konkret wollen Verband und Kammer in Westfalen-Lippe zwei Stiftungsprofessuren für den Zeitraum von fünf Jahren fördern und dem neuen Studiengang damit eine Anschubfinanzierung geben. Das teilte der AVWL der PZ auf Nachfrage mit. Dabei gehe es um einen jährlichen Förderbeitrag von voraussichtlich 660.000 Euro – diese Summe habe das Wissenschaftsministerium genannt.
Laut AVWL ist geplant, dass die Universität Bielefeld und die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) mit Sitz in Lemgo einen solchen Studiengang Pharmazie in Kooperation aufbauen. Die Lehre könne dann an beiden Standorten stattfinden.
AVWL hofft, dass Absolventen der Region treu bleiben
Der Verband gehe davon aus, dass viele Absolventen nach dem Abschluss ihrem Hochschulstandort treu bleiben. Die Schaffung eines neuen Studiengangs in Ostwestfalen-Lippe könne helfen, Absolventen auch abseits des bisher einzigen Pharmazie-Studienorts in Westfalen-Lippe in Münster in der Region zu halten, hieß es.
Die Universität Bielefeld bestätigte einem Bericht in der »Neuen Westfälischen« zufolge, dass es bereits erste inhaltliche Überlegungen für einen Modellstudiengang gebe. Ziel sei es, die gesundheitliche Versorgung in Ostwestfalen-Lippe sicherzustellen. Die Ausbildung solle in Bielefeld und Lemgo stattfinden.
Doch noch mangelt es an Geld. Um den neuen Studiengang einrichten zu können, seien zusätzliche Finanzmittel für Personal und Infrastruktur notwendig, teilte ein Sprecher der Uni Bielefeld laut dem Bericht mit. Diese müsse das Land Nordrhein-Westfalen dauerhaft zur Verfügung stellen.
Landesregierung prüft noch
Derzeit ist also noch unklar, wann sich die ersten Studierenden in den neuen Pharmazie-Studiengang einschreiben können. Wie die »Neue Westfälische« vom zuständigen Wissenschaftsministerium des Landes NRW erfuhr, liegt der Landesregierung ein erstes Konzept für die Einrichtung eines Pharmazie-Studiengangs in Bielefeld vor. Das NRW-Gesundheitsministerium und das NRW-Wissenschaftsministerium befänden sich dazu im Austausch mit den beteiligten Hochschulen und der Apothekerschaft, hieß es.